Zwischen zwei Welten?

Der Kapellenhof bei Ringelai ist ein historisch bedeutsames Anwesen. Eine Geschichte, nicht nur lesens- sondern auch erlebenswert. Nicht minder spannend ist die Geschichte der Besitzerin Hannelore Hopfer, die beruflich zwischen Salzburg und dem Bayerischen Wald pendelt.

Nur wenige Minuten beträgt die Fahrzeit von Freyung zum Kapellenhof. Durch verwinkelte Dörfer und über schmale Straßen geht es immer bergauf, das letzte Stück führt durch ein kleines Waldstück. Bei der Ankunft am Hof fällt zunächst einmal auf, dass nichts auffällt und nichts ablenkt. Man spürt die Ruhe und die Gelassenheit, die von diesem Stückchen Land ausgeht. Vielleicht liegt es aber auch an der Besitzerin und deren Einstellung zur Natur, die einen sofort in den Bann zieht.

"IMMER BEI DEM BLEIBEN, WAS DIE NATUR VORGIBT."

Hannelore Hopfer hat den Kapellenhof 2013 übernommen und ihm ein neues Gesicht gegeben. Das "richtige Maß" ist ihr ein Anliegen – in der Küche genauso wie bei der Gestaltung der Gasträume und Zimmer sowie in der von Gisela Thuringer gepachteten Landwirtschaft. Gäste sollen sich am Kapellenhof persönlich angenommen fühlen. Der Kapellenhof "lebt" von 2 Quellen, die den Rhythmus vorgeben. Diese Quellen zeigen Menschen und Tieren die Grenzen des Wachstums. Am Kapellenhof gibt es daher keinen Wellness-Bereich, aber das geht in Ordnung: Die Gäste schätzen vielmehr die Ruhe und Abgeschiedenheit sowie den verantwortungsvollen Umgang mit den Pferden und der Umwelt.

Schon während ihrer Schulzeit wollte Hannelore Hopfer Journalistin werden. Nach dem Besuch der Volksschule und des Gymnasiums absolvierte sie ihr Studium in Wien und München, sie entschied sich für Pädagogik, Psychologie und Publizistik. Seit Oktober 1975 ist sie im ORF Landesstudio Salzburg tätig: als Redakteursaspirantin, als festangestellte Redakteurin bis 1984, als freie Mitarbeiterin und seit 2003 wieder als festangestellte Redakteurin. Anfang der 1990er Jahre kam die gebürtige Österreicherin dann aus privaten Gründen in die Region und lebt seitdem in einem kleinen Dorf nicht unweit des Kapellenhofs.

Auf "da Woad"

Der Kapellenhof hat einen für die heimische Landwirtschaft bedeutenden historischen Hintergrund. Im Jahre 1911 wurde der Grund von einer Weidegenossenschaft erworben, um "durch Schaffung zweckmäßiger Viehweiden Viehzucht rationell betreiben“ zu können. Durch Um- und Neubau wurden Stallungen für etwa 120 Rinder geschaffen. Die Felder wurden in Wiesen umgewandelt und in Koppeln eingeteilt. Die zum Teil heute noch blühenden Obstbäume wurden angepflanzt. Hier war man auf "da Woad".

In den 1960iger Jahren wechselten die Besitzer und der Kapellenhof wurde zu einem erfolgreichen und beliebten Ziel von Urlaubern und Stammgästen. 1991 wurden der Stall und die Scheune durch einen Blitzschlag zerstört, nur die Mauern des ehemaligen Kuhstalles sind übriggeblieben. Gisela Thuringer führt seit 1993 auf den mehr als 20 Hektar Wiesen rund um den Kapellenhof eine nachhaltige Landwirtschaft. Die Pferde fressen hier nur eigenes Gras und Heu. Die Wiesen um den Kapellenhof wurden vor zehn Jahren von einer Pferdezeitschrift als "Artenreichste Pferdeweide Deutschlands" ausgezeichnet.

"ICH HÄTTE NICHT ZUSEHEN KÖNNEN, WENN JEMAND ANDERER BLÖDSINN MIT DEM HOF GEMACHT HÄTTE."

Dies war mitunter einer der Gründe, weshalb sich Hannelore Hopfer für den Erwerb des Kapellenhofs entschied. Durch die vielseitige Tätigkeit als Journalistin besucht sie die verschiedensten Orte und muss dabei seit mehr als dreißig Jahren beobachten, "wie sich die Landschaft zum Negativen verändert."

Der Kapellenhof mit seinen intakten Wiesen und der nachhaltigen Landwirtschaft ist für Hannelore im wahrsten Sinne des Wortes eine echte Augenweide. 1993 brachte sie ihr damals zweieinhalb Jahre altes Fohlen "Mucka" zum Kapellenhof – und blieb diesem seither treu.

Der Entschluss, das Anwesen mitsamt der Landwirtschaft zu kaufen, war dennoch ein relativ spontaner: "Ich wollte nicht, dass jemand den Kapellenhof erwirbt, der nicht zu dem steht, wofür der Kapellenhof steht: für Nachhaltigkeit sowie einem umsichtigen Für- und Miteinander."

 

Faszination Bayerischer Wald

Als "Zuagroaste" blieb der Blick von Hannelore Hopfer auf die Schönheit des Bayerischen Waldes stets unverändert. Sie liebt es, mit ihrem Pferd Ausflüge zu machen, auch wenn ihr hierfür mit dem Restaurant mittlerweile kaum Zeit bleibt.

Die Gäste des Kapellenhofes können ausgesuchte regionale Produkte erwarten: "Wir versuchen immer, auf biologische Lebensmittel zu achten – im Zweifel liegt unser Augenmerk aber auf Regionalität. Was bringen mir Bio-Produkte, die aus Neuseeland kommen? Es ist wie auch sonst im Leben: Hausverstand ist wichtig. Und wir servieren unseren Gästen nur, was wir selbst gerne essen." Regionalität bedeutet für die Journalistin der Bayerische Wald, aber auch Teile von Österreich: "Das sind meine Wurzeln."

Wenn die Sonne durch die bunten Baumkronen der herbstlichen Laubbäume am Kapellenhof scheint, versteht man auch, wie Hannelore Hopfer das macht: ihr Berufsleben mit dem privaten zu vereinen: "Man sollte in beidem keinen Gegensatz sehen. Die Arbeit, ob privat oder beruflich, wird gemacht. Manchmal dauert es vielleicht ein bisschen länger. Aber so ist das mit zunehmender Erfahrung: Man wird entspannter und genießt die Dinge, die man hat."

Kapellenhof
Kapellenhof 1, 94160 Ringelai

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Hannelore Hopfer, Journalistin und Wirtin, sagt, „Immer bei dem bleiben, was die Natur vorgibt“. Sie hat 2013 den Kapellenhof in der Nähe von Ringelai übernommen und ihm ein neues Gesicht gegeben. Das „richtige Maß“ ist ihr ein Anliegen – in der Küche genauso wie bei der Gestaltung der Gasträume und Zimmer sowie in der von Gisela Thuringer gepachteten Landwirtschaft. Bei der Ankunft am Hof fällt zunächst einmal auf, dass nichts auffällt und nichts ablenkt. Man spürt die Ruhe und die Gelassenheit, die von diesem Stückchen Land ausgeht.
Es gibt keinen Wellness-Bereich und das ist auch gut so: Die Gäste schätzen vielmehr die Ruhe und Abgeschiedenheit sowie den verantwortungsvollen Umgang mit den Pferden und der Umwelt.

 

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