Auf der suche nach dem wunderbaren

Mythologie ist seit jeher ein fester Bestandteil im Leben eines jeden Menschen. Auch heute trifft uns noch Armors Pfeil, wenn wir uns verlieben und Titanen, Riesen in Menschengestalt, sind auch heute in den alltäglichen Sprachgebrauch integriert.

Mythologie ist so alt wie die Menschheit selbst. „Nur die Bedeutung veränderte sich mit der Zeit. Früher war die Psyche der Menschen archaischer, heute sind wir in unserem Denken ausdifferenzierter“, erläutert der Mythenforscher Jakob Wünsch. Gerade in der westlichen Kultur rückte Mythologie in den letzten beiden Jahrhunderten zunehmend in den Hintergrund.

Jakob Wünsch kommt aus Deggendorf und ist pensionierter Finanzbeamter. Er blickt auf 50 Jahre Erfahrung in der Mythenforschung zurück. Schon in der Schule faszinierte ihn dieses Thema. Jakob Wünschs Spezialgebiete sind die griechische sowie die Bayer- und Böhmerwaldmythologie: „In dem Begriff Mythologie steckt ein akademischer Anspruch. Wenn ich also von Bayer- und Böhmerwaldmythologie spreche, gebe ich dem Thema einen höheren Stellenwert. Denn: Wir brauchen uns vor der griechischen Mythologie sicher nicht zu verstecken.“

Der Mythenforscher stützt sich auf geschichtliche Hintergründe und vergleicht diese mit den Volkssagen der Region. In seinen Forschungen stieß Jakob Wünsch auf die Arbeiten des Psychologen C. G. Jung.

Darin werden die Archetypen der menschlichen Psyche beschrieben: Sie bezeichnen menschliche Vorstellungs- und Handlungsmuster. „Mythologie entsteht in der Tiefe der menschlichen Psyche, was man vor allem in Träumen sieht“, erläutert Jakob Wünsch. „Ein Traum ist nichts anderes als ein privater Mythos und Mythologie ist ein öffentlicher Traum. Mythen entstehen also aus der Symbolik von Träumen.“

Ein Mythos muss nicht unbedingt etwas mit wahren Begebenheiten zu tun haben – es geht neben religiösen oder moralischen Hintergründen vor allem um Symbole. Auch kommen häufig Götter, Dämonen oder Helden darin vor.

So erklärt Jakob Wünsch, dass jeder Mensch mit der Fähigkeit zum Spracherwerb, nicht aber mit einer Sprache selbst geboren wurde – die Sprache kommt von der jeweiligen Kultur. So verhält es sich ebenfalls mit Symbolen: Jedem Menschen werden symbolträchtige Bilder vererbt. „Das kann man Instinkt nennen, wenn man möchte. Alle Menschen träumen die selben Dinge, nur der Kontext ist ein anderer. Die Deutung dieser Träume wird kulturell übermittelt.“

„EIN TRAUM IST NICHTS ANDERES ALS EIN PRIVATER MYTHOS UND MYTHOLOGIE IST EIN ÖFFENTLICHER TRAUM.“

Warum sind dann nicht alle Mythen weltweit gleich? „Dem einen sein Huhn ist dem anderen seine Nachtigall. In der Südsee gibt es nun mal nicht unbedingt einen Wolf, der Angst und Schrecken verbreiten könnte, aber ein Hai wird sich als Ersatz für den Isegrim schon finden“, meint der Mythenforscher dazu.

Jakob Wünsch kennt viele spannende Mythen über den Bayerischen und den Böhmerwald. Bei verschiedenen Führungen und Kulturfahrten – die beispielsweise in den Nationalpark führen, zum Dreisessel, nach Philippsreut oder zu anderen interessanten Orten in der Region – erzählt er von seinem Wissen. „Wie gesagt, die Bayer- und Böhmerwaldmythologie braucht sich vor der griechischen nicht zu verstecken“.

Jakob Wünsch
Ulrichsberger Straße 24, 94469 Deggendorf

Podcast – Auf´deckt

Jakob Wünsch ist der Chef-Mythologe des Bayerischen Waldes und sagt, Mythen waren zu jeder Zeit ein fester Bestandteil im Leben der Menschen und haben auch Eingang in unseren Sprachgebrauch gefunden. So trifft uns auch heute noch der Pfeil Amor´s, wenn wir uns verlieben und das Versandhaus Hermes heißt nicht umsonst so, Hermes war schließlich der Schutzgott des Verkehrs bei den Griechen.
Jakob Wünsch kommt aus Deggendorf und gab seinen Beruf als Finanzbeamter auf, um sich ganz der Mythenforschung hinzugeben. Inzwischen blickt er auf 50 Jahre Erfahrung in der Mythenforschung zurück. Seine Spezialgebiete sind die griechische, die Bayer- und Böhmerwaldmythologie.

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